Sowjetische Kriegsgefangene wurden von 1941 bis Kriegsende im wesentlichen nicht anders registriert als Gefangene aller anderen Nationalitäten.
Das wichtigste Resultat dieser bürokratischen Erfassung war die “Personalkarte (I)”, auf deren Vorder- und Rückseite alle zentralen Daten eines Gefangenen erfasst wurden. Dazu zählen Alter und Herkunft, Größe und Augenfarbe, Name des ehemaligen Regiments, Datum und Ort der Gefangennahme sowie die Adresse einer im Todesfall zu benachrichtigenden Person in der Heimat. Vielfach gibt es auf der Vorderseite der Karte auch ein im Lager erstelltes Foto des Gefangenen. Auf der Kartenrückseite wurden Impfungen und Versetzungen in sogenannte “Arbeitskommandos” verzeichnet. Hier sind auch Lazaretteinweisungen eingetragen.
Einzeleinträge auf der Vorderseite geben zudem Auskunft über Sondermaßnahmen gegen den Gefangenen, Belehrungen, Verhaftungen, Erschießungen oder auch die Verlagerung in Konzentrationslager, die häufig auf die spätere Ermordung des Gefangenen schließen lässt.
Das Registratursystem für Kriegsgefangene erfasste eine Vielzahl von Vorgängen: den Eingang des Gefangenen in das Lagersystem mit Zuteilung einer Lagernummer, seine Versetzung in andere Lager, eventuell seine Verlegung in ein Lazarett. Bei vielen dieser Veränderungen entstanden weitere Karten. Insgesamt gab es mehr als 20 verschiedene Typen solcher Dokumente.
Alle registrierten Einzelvorgänge wurden regelmäßig in Listen erfasst und auf die Personalkarte des jeweiligen Gefangenen übertragen. Der Verlauf des Krieges und rasch wechselnde Situationen hatten jedoch zur Folge, dass diese Übertragung in vielen Fällen unvollständig blieb. Biografische Angaben, die auf das System der Gefangenenkarten zurückgreifen, sind daher im Einzelfall sehr sorgfältig zu überprüfen und zwangsläufig mit Lücken und Fehlern behaftet.
Bildnachweis: Personalkarten (Bildquelle: obd-memorial.ru); Eingangskarten und Lazarettkarten (Bildquelle: obd-memorial.ru).